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Wie Strahlung auf unseren Körper wirkt

Wie Strahlung auf unseren Körper wirkt

Erlanger Forschungsteam untersucht, wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand Reaktionen auf Strahlung beeinflussen

Den Weisheitszahn röntgen, ein CT für das kaputte Sprunggelenk. Wann wird es kritisch? Um einschätzen zu können, wann Strahlung für uns gefährlich wird, gibt es Richtwerte. Die beziehen sich jedoch auf eine Art Standardmenschen, in Deutschland: männlich, Mitte 40, etwa 1,80 Meter groß, knapp 90 Kilogramm schwer, durchschnittlich gesund. Wo bleiben die Frauen, die Jungen, die Alten, Menschen mit Vorerkrankungen, fragt sich nun ein Team des Uniklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Lisa Deloch, Strahlenbiologin in der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Uniklinikums Erlangen, wollen diese Wissenslücken schließen und untersuchen, wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand Wirkungen und Nebenwirkungen von Strahlung auf den Körper beeinflussen, ganz besonders die Knochen und das Immunsystem betreffend. Von diesen Ergebnissen wollen sie bessere Empfehlungen für den Strahlenschutz ableiten.

„Bisher hat die Wissenschaft vor allem die Auswirkungen von Strahlung auf das menschliche Erbgut untersucht“, sagt Nachwuchsgruppenleiterin Dr. Deloch, die sich intensiv mit immunologischen Effekten der Bestrahlung beschäftigt hat. „Man weiß aber auch, dass das Immunsystem auf Strahlung reagiert. Frauen können zudem anders auf Strahlen reagieren als Männer. Richtige Erklärungen gibt es dafür kaum – und auch keine speziell angepassten Grenzwerte für den Strahlenschutz. Das ist besonders kritisch, weil zum Beispiel auch viele Frauen in medizinischen Berufen arbeiten und regelmäßig Strahlung ausgesetzt sind.“

Die Erlanger Expertinnen und Experten nehmen in ihrem Projekt unterschiedliche Arten von Strahlung in den Blick, mit denen wir zum Beispiel bei medizinischen Behandlungen in Kontakt kommen oder die in der Natur zu finden sind und ein Risiko für uns darstellen können. Dazu gehört die Röntgenstrahlung, eine ionisierende Strahlung mit der zum Beispiel Tumoren behandelt werden. Hinzu kommt die von Radon ausgehende alpha-Strahlung, die etwa über natürlich vorkommendes Uran entsteht. Von all diesen Strahlungsarten weiß man, dass sie in niedrigen Dosen unter anderem entzündungsmildernd wirken und die Knochenstabilität positiv beeinflussen können, in hohen Mengen jedoch eher Entzündungen fördern und ein Krebsrisiko darstellen.

Außerdem stehen Strahlungsarten im Fokus des Erlanger Teams, die ansteigen, je höher man sich in unserer Atmosphäre bewegt. Dazu zählt unter anderem die Protonenstrahlung. Sie wird auch zur Therapie von Tumoren eingesetzt. Und man findet sie im Weltall, außerhalb der schützenden Atmosphäre der Erde, wo sie für Astronautinnen und Astronauten eine Gefahr sein kann.

Das Erlanger Team kann bei seiner Studie auf frühere Forschungsergebnisse zurückgreifen, die sich mit antientzündlichen Wirkungen von Radon und Röntgenstrahlung befasst haben. Für das aktuelle Projekt „TOGETHER“ wird die Nachwuchsarbeitsgruppe, in der neben der Arbeitsgruppenleitung auch drei naturwissenschaftliche Doktorandinnen bzw. Doktoranden arbeiten sollen, mit 1,8 Millionen Euro im Rahmen der Ausschreibung „Kreativer Nachwuchs forscht für die nukleare Sicherheits-, Strahlen- und Rückbauforschung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Projekt ist an der Arbeitsgruppe Translationale Strahlenbiologie (Leiter: Prof. Dr. Udo Gaipl) der Strahlenklink des Uniklinikums Erlangen angesiedelt.

Quelle: uni | mediendienst | forschung/aktuell Nr. 56/2022

Weitere Informationen:

Dr. Lisa Deloch
09131 85-32311
lisa.deloch(at)uk-erlangen.de